1929

Bentley 4.5 Litre Blower Vanden Plas Tourer Le Mans Style

Highlights

Das erste Serienexemplar und „Prototyp“ von nur 50 originalen werksseitigen 4½-Liter Kompressor-Wagen für die Homologation

Ausgestellt auf Bentleys Messestand auf der Olympia Motor Show 1929 und Ex-Werksvorführwagen u.a. für Presseberichte

Sehr original mit ‚matching‘ Motor, Kompressor, Chassis (Ausnahme Vorderachse), typgerechtes Getriebe von einem anderen Blower

Erste Karosserie von 1929 separat vorhanden und ggf. zu erwerben

Historie umfassend bekannt, ausführliche Expertise von Bentley-Spezialistin Clare Hay, Service-Protokolle/Rechnungen vorhanden

Berechtigt für Concours und historische Renn-Events weltweit

Daten & Fakten

Baujahr: 1929, Zulassung am 26.04.1930 (bis dahin noch in Werksbesitz)

Stückzahl: 720 Exemplare als 4½ Litre, davon 50 Kompressor-Wagen für Homologation (Verkauf) sowie 5 Renn-Fahrzeuge (Tim Birkin)

Farbkombination: dunkelgrün (Irish oder British Racing Green), Ledersitze grün

Laufleistung (abgelesen): 18.502 Meilen (ca. 29.769 km)

Motor: Vierzylinder-Reihenmotor mit Amherst Villers MK. IV Roots-Kompressor (glattes Gehäuse), wassergekühlt, OHC, Vier Ventile pro Zylinder, Doppelzündung, zwei Vergaser SU HVG5

Hubraum/Leistung: 4.398 ccm, ca. 182 PS bei 3.500 U/min. (Werksdaten)

Getriebe: manuell, 4-Gang „D-Type“ mit Overdrive, unsynchronisiert, seitliche Kulissen-Schaltung innen rechts

Bremsen: Trommeln vorn/hinten, hydraulisch

Leergewicht: ca. 2.050 kg

Höchstgeschwindigkeit: ca. 190 km/h

Dokumente: Expertise von Clare Hay (2013), englische Zulassung (V5), zeitgenössisches Serviceprotokoll Bentley, Presseberichte und Fotos, Korrespondenz, neuere Service-Rechnungen (2014-2018)

Preis: auf Anfrage (MwSt. nicht ausweisbar)

Dieses Fahrzeug

Die 4½-Liter Kompressor-Bentleys aus der Zeit von 1929 bis 1931 – allgemein auch als „Blower“ bezeichnet – gehören zu den legendärsten frühen Modellen der Marke. Sie stammen aus der Epoche, als Bentley-Automobile im Rennsport sehr erfolgreich waren und 1924, 1927 (3 Liter Modelle), 1928, 1929 und 1930 (4½ und 6½ Liter Modelle) die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hatten. So erfolgreich waren dort seit 1923 nur Alfa Romeo, Jaguar, Ferrari, Ford und Porsche. Die Erfolge verdankte Bentley vor allem den so genannten „Bentley-Boys“ – eine illustre Gruppe zumeist finanzstarker Unternehmer, Lebemänner und Rennfahrer um den damaligen Bentley-Chef und Investor Woolf Barnato. Die Idee zur Kompressor-Aufladung des 4½ Litre stammte 1929 von Rennfahrer Sir Henry "Tim" Birkin, ebenfalls einer der „Bentley Boys“.

Dieser 4½ Litre Blower Bentley ist das erste der 50 in Serie für die Homologation gefertigten Fahrzeuge und das einzige, das im Jahr 1929 gebaut wurde. Als solcher „Prototyp“ hat er unter anderem noch den gleichen Rahmenkopf und Stoßdämpfer wie die fünf zuvor als „Birkin Blower“ gebauten Werksrennwagen. Der Wagen blieb vorerst in Werksbesitz und wurde von Bentley am 17. Oktober 1929 auf der Londoner Olympia Motorshow ausgestellt. Dort feierte er die Weltpremiere des Modells und begründete das Image jener legendären Kompressor-Bentleys. Denn im Vergleich zu Bentleys gewaltigem 6½ Liter Reihensechszylinder war der 4½ Liter Vierzylinder leichter und ließ sich agiler bewegen, entwickelte aber dank Kompressor nahezu dieselbe Leistung von über 180 PS. Damit erreichte der „Blower“ Fahrleistungen, die gemessen an damaligen Maßstäben heute einem „Supersportwagen“ gerecht würden.

Weil der werksseitig vorgesehene Motor nicht rechtzeitig zur Olympia Motorshow im Oktober 1929 fertig wurde, stellte Bentley den Wagen dort mit einem Aggregat das, das von einem der fünf vorab gebauten „Birkin Blower“ Rennwagen ausgeliehen war. Doch bereits im November 1929 wurde er auf den laut „Production Logbook“ korrekten Motor umgerüstet.

Das Chassis dieses Exemplars trug von Beginn an stets eine viersitzige Open Tourer Karosserie des englischen Karosseriebauers Vanden Plas (VdP) und macht das Fahrzeug historisch bewertet auch optisch korrekt. Insbesondere im Vergleich zu vielen Bentley-Limousinen, die später im Laufe ihres Lebens in sportliche „Open Tourer“ im Vanden Plas Look verwandelt wurden. Allerdings war das auf der Olympia Motorshow gezeigte Original in seiner Zweifarblackierung „Le Mans Green / Dockers‘ Champagne“ wohl etwas zu extravagant (laut Clare Hay) und wurde bereits im April 1930 gegen eine neue einfarbige Standard-Sport-Viersitzer-Tourer-Karosserie von Vanden Plas getauscht. Noch immer in Besitz von Bentley Motors wurde dieses erste 4½ Litre Kompressor-Exemplar als Werksvorführwagen genutzt und Automobil-Journalisten zur Verfügung gestellt. So ist genau dieser Wagen in den damaligen Magazinen „The Motor“ (April 1930) sowie „Motor Sport“ (Januar 1931) abgebildet, getestet und beschrieben worden (siehe Abbildungen auf Seite 6). Er blieb bis September 1931 als Vorführwagen im Werksbesitz.

Im Zuge der Übernahme von Bentley durch Rolls-Royce ging der Wagen im November 1931 als zunächst an den Bentley Vertragshändler Jack Barclay in London (den Bentley Händler gibt es heute noch), der den Wagen im Februar 1932 an den Händler Frank Scott nach Newcastle weiterreichte. Über diesen gelangte der Bentley dann an seinen ersten privaten Eigentümer: den Bentley Enthusiasten J. Weston Adamson aus Northallerton/Yorkshire. Im Jahr 1933 verkaufte er den Wagen an A. James McAlpine in Wrexham/North Wales. In dessen Besitz erfuhr der Bentley im August 1934 einen Unfall. Daraufhin wurde die Vorderachse durch eine andere überholte Komponente bei Wrexham Motors ersetzt, was im Serviceprotokoll von Bentley Motors vermerkt ist. Nächster Eigentümer wurde 1934 der Londoner Charles Lewis, der den Wagen wohl spätestens 1939 an S.R. Miller nach Watford veräußerte, wo er den Krieg überstand.

Als Eigentümer ab 1946 nennt die Besitzer-Chronik sodann Victor Doland und W.H.R. White und ab 1951 J.F. Gurney. Im Jahr 1967 wurde P.W. Neale der Eigentümer. Dieser tauschte vermutlich den installierten Motor gegen einen anderen oder dies war bereits zuvor geschehen. Auf jeden Fall besaß P.W. Neale das originale Antriebsaggregat und behielt es in seinem Besitz als der Bentley spätestens im Jahr 1971 von dem Australier J.T. Jeffery übernommen wurde. Irgendwann im Laufe der 1960/1970er oder frühen 1980er Jahre wurde die jetzige Karosserie installiert. Sie ist eine Recreation der Vanden Plas Open Tourer Karosserie im „Le Mans“ Style nach dem Vorbild der von Henry Tim Birkin in Le Mans eingesetzten „Team Cars“. Zu dem attraktiven Look zählen unter anderem die „Birkin“-Helmkotflügel, der Benzintank und das Instrumentenbrett im Cockpit.

Anfang der 1980er kam der Bentley wieder nach Europa zurück. Im September 1982 wurde er über den Londoner Händler C.A.R. Howard im Magazin „MotorSport“ inseriert (siehe Abbildung nächste Seite) und trägt bereits die aktuelle Karosserie. Der nächste Eigentümer (Name bekannt) in Großbritannien hatte das große Glück, dass der frühere Besitzer Neale den behaltenen, originalen Motor 1984 zum Kauf offerierte. So wurde der Bentley antriebsseitig in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt – einschließlich des originalen Kompressors (Amherst Villers MK. IV Twin Rotor, System Roots). Etwa zehn Jahre später erlangte der besondere Blower wieder einmal Presse-Popularität, als er im Juli 1994 in einem ausführlichen Fahrbericht der britischen Sammlerzeitschrift „Popular Classics“ vorgestellt wurde.

Etwa 2011 übernahm ein Schweizer Sammler (Name bekannt) das Fahrzeug, der es schließlich 2013 an seinen aktuellen Eigentümer in Großbritannien veräußerte. Dieser investierte weiter in den hochwertigen Erhaltungszustand und so liegen für den Zeitraum 2014 bis 2018 Service- und Überholungs-Rechnungen über rund 75.000 GBP vor.

Neben dem originalen Motor und Kompressor verfügt dieser erste in Serie gebaute Blower auch über ein weitgehend originales nummerngleiches Rolling-Chassis mit Ausnahme der bereits genannten ausgetauschten Vorderachse von Bentley und des Schaltgetriebes. Das heute verbaute Getriebe mit Einscheibenkupplung entspricht dem Bentley-Typ „D“ mit Overdrive. Es stammt von einem später produzierten 4½ Litre „Blower“ und ist somit typgerecht.

Eine interessante Besonderheit in punkto Originalität ist die erste Karosserie von 1929, die auf der Olympia Motor Show montiert war. Sie existiert heute noch in gutem Zustand auf einem anderen Bentley Chassis. Da Auto und Eigentümer bekannt sind, bestünde eventuell die Option, diese Originalkarosserie zu erwerben und den Bentley in seinen Urzustand zurückzuversetzen. Dies wäre ohne großen Aufwand machbar und dürfte den Wert dieses „Blowers“ signifikant erhöhen.

Bentley zählt neben Bugatti und Mercedes Benz zu den ganz wenigen Marken, deren Kompressor aus dem Rennsport auch in Straßen-Fahrzeuge gelangte. Die Aura der frühen Motorsport-Ära fährt also stets mit und berechtigt solche Wagen für hochkarätige Concours und historische Renn-Events weltweit. Dieser erste Bentley 4½ Litre Blower, der nach den Werksrennwagen in Serie gebaut wurde, gehört sicherlich zu den originalsten Exemplaren, die weltweit noch existieren. Seine Rolle als „Prototyp“ macht ihn zusätzlich besonders, abgerundet durch die umfassende Dokumentation seiner Geschichte und technischen Details durch die Expertin Clare Hay.

Modellgeschichte

Der Bentley 4½ Litre kam 1927 auf den Markt und trat die Nachfolge des 3 Litre Models an. Von Bentley wurden wie damals üblich nur die Rolling Chassis (Fahrgestell mit Motor und Getriebe) angeboten und mit Aufbauten verschiedener Karosseriebauer versehen, darunter Vanden Plas, Mayfair, Mulliner und Park Ward. Der Motor des 4½ Litre wurde technisch vom 6½ Litre Sechszylinder abgeleitet, indem man zwei Zylinder entfernte. So entstand ein Reihen-Vierzylinder mit 4.398 ccm Hubraum, der mit vier Ventilen pro Zylinder sehr fortschrittlich konstruiert war. Er galt als sehr zuverlässig und belastbar, was eine wichtige Grundlage für die motorsportlichen Erfolge von Bentley war. Mit Siegen auf den wichtigsten Rennstrecken wie 1928 und 1929 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans förderte der 4½ Litre die Popularität und den Verkauf der Marke.

Ab 1929 war zudem ein leistungsgesteigertes Modell mit Kompressor erhältlich, das als „Blower“ bekannt wurde. Diese Variante geht zurück auf den Rennfahrer Sir Henry „Tim“ Birkin, einen der legendären „Bentley Boys“, der einen größeren Motor mit mehr Hubraum wegen des höheren Gewichts ablehnte. Stattdessen erwog er den Einsatz der damals neuen Kompressortechnik, wie Mercedes Benz sie im Rennsport erfolgreich verwendete. In Eigenregie und finanziert durch Sponsor Dorothy Paget baute er Anfang 1929 sein eigenes 4½ Litre Modell mit einem Roots-Kompressor um. Diese Idee wurde von W.O. Bentley nicht unterstützt, denn er folgte dem Prinzip: „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen. Außer durch mehr Hubraum.“ Trotzdem erhielt Birkin vom damaligen Firmen-Chef Woolf Barnato – auch ein „Bentley Boy“ – fünf 4½ Litre Modelle mit Kompressor, den Amherst Villiers entwickelt hatte. Für die Rennsport-Homologation in Le Mans wurden 50 weitere „Blower“-Fahrzeuge gefertigt. Die Birkin-Teamfahrzeuge und auch die Werks-Bentley mit Kompressor waren die leistungsstärksten britischen Sportwagen, die in Le Mans und Brooklands antraten. Durch den Einbau des Kompressors stieg die Leistung des 4.398 ccm großen Triebwerks von 110 auf 175 PS und als Top-Speed wurden rund 200 km/h erreicht.

Der Verkauf der Kompressor-Straßenfahrzeuge war jedoch alles andere als ein Erfolg: der Verbrauch war deutlich zu hoch. Zudem blieben größere Rennerfolge des „Blower“ aus. Außer der schnellsten Rennrunde bei den 24-Stunden von Le Mans 1930 und einem zweiten Platz beim Grand Prix von Frankreich in Pau im gleichen Jahr konnten sie nicht viel erreichen. So musste der Preis für die Straßenmodelle schließlich von ursprünglich 1.475 auf 1.150 GBP gesenkt werden, um die Bestände abzubauen. Heute gehören die 50 „Blower“ Werks-Bentley hingegen mit zu den extrem gesuchten und begehrten Vorkriegs-Sammlerfahrzeugen.

Dieses Fahrzeug

Die 4½-Liter Kompressor-Bentleys aus der Zeit von 1929 bis 1931 – allgemein auch als „Blower“ bezeichnet – gehören zu den legendärsten frühen Modellen der Marke. Sie stammen aus der Epoche, als Bentley-Automobile im Rennsport sehr erfolgreich waren und 1924, 1927 (3 Liter Modelle), 1928, 1929 und 1930 (4½ und 6½ Liter Modelle) die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hatten. So erfolgreich waren dort seit 1923 nur Alfa Romeo, Jaguar, Ferrari, Ford und Porsche. Die Erfolge verdankte Bentley vor allem den so genannten „Bentley-Boys“ – eine illustre Gruppe zumeist finanzstarker Unternehmer, Lebemänner und Rennfahrer um den damaligen Bentley-Chef und Investor Woolf Barnato. Die Idee zur Kompressor-Aufladung des 4½ Litre stammte 1929 von Rennfahrer Sir Henry "Tim" Birkin, ebenfalls einer der „Bentley Boys“.

Dieser 4½ Litre Blower Bentley ist das erste der 50 in Serie für die Homologation gefertigten Fahrzeuge und das einzige, das im Jahr 1929 gebaut wurde. Als solcher „Prototyp“ hat er unter anderem noch den gleichen Rahmenkopf und Stoßdämpfer wie die fünf zuvor als „Birkin Blower“ gebauten Werksrennwagen. Der Wagen blieb vorerst in Werksbesitz und wurde von Bentley am 17. Oktober 1929 auf der Londoner Olympia Motorshow ausgestellt. Dort feierte er die Weltpremiere des Modells und begründete das Image jener legendären Kompressor-Bentleys. Denn im Vergleich zu Bentleys gewaltigem 6½ Liter Reihensechszylinder war der 4½ Liter Vierzylinder leichter und ließ sich agiler bewegen, entwickelte aber dank Kompressor nahezu dieselbe Leistung von über 180 PS. Damit erreichte der „Blower“ Fahrleistungen, die gemessen an damaligen Maßstäben heute einem „Supersportwagen“ gerecht würden.

Weil der werksseitig vorgesehene Motor nicht rechtzeitig zur Olympia Motorshow im Oktober 1929 fertig wurde, stellte Bentley den Wagen dort mit einem Aggregat das, das von einem der fünf vorab gebauten „Birkin Blower“ Rennwagen ausgeliehen war. Doch bereits im November 1929 wurde er auf den laut „Production Logbook“ korrekten Motor umgerüstet.

Das Chassis dieses Exemplars trug von Beginn an stets eine viersitzige Open Tourer Karosserie des englischen Karosseriebauers Vanden Plas (VdP) und macht das Fahrzeug historisch bewertet auch optisch korrekt. Insbesondere im Vergleich zu vielen Bentley-Limousinen, die später im Laufe ihres Lebens in sportliche „Open Tourer“ im Vanden Plas Look verwandelt wurden. Allerdings war das auf der Olympia Motorshow gezeigte Original in seiner Zweifarblackierung „Le Mans Green / Dockers‘ Champagne“ wohl etwas zu extravagant (laut Clare Hay) und wurde bereits im April 1930 gegen eine neue einfarbige Standard-Sport-Viersitzer-Tourer-Karosserie von Vanden Plas getauscht. Noch immer in Besitz von Bentley Motors wurde dieses erste 4½ Litre Kompressor-Exemplar als Werksvorführwagen genutzt und Automobil-Journalisten zur Verfügung gestellt. So ist genau dieser Wagen in den damaligen Magazinen „The Motor“ (April 1930) sowie „Motor Sport“ (Januar 1931) abgebildet, getestet und beschrieben worden (siehe Abbildungen auf Seite 6). Er blieb bis September 1931 als Vorführwagen im Werksbesitz.

Im Zuge der Übernahme von Bentley durch Rolls-Royce ging der Wagen im November 1931 als zunächst an den Bentley Vertragshändler Jack Barclay in London (den Bentley Händler gibt es heute noch), der den Wagen im Februar 1932 an den Händler Frank Scott nach Newcastle weiterreichte. Über diesen gelangte der Bentley dann an seinen ersten privaten Eigentümer: den Bentley Enthusiasten J. Weston Adamson aus Northallerton/Yorkshire. Im Jahr 1933 verkaufte er den Wagen an A. James McAlpine in Wrexham/North Wales. In dessen Besitz erfuhr der Bentley im August 1934 einen Unfall. Daraufhin wurde die Vorderachse durch eine andere überholte Komponente bei Wrexham Motors ersetzt, was im Serviceprotokoll von Bentley Motors vermerkt ist. Nächster Eigentümer wurde 1934 der Londoner Charles Lewis, der den Wagen wohl spätestens 1939 an S.R. Miller nach Watford veräußerte, wo er den Krieg überstand.

Als Eigentümer ab 1946 nennt die Besitzer-Chronik sodann Victor Doland und W.H.R. White und ab 1951 J.F. Gurney. Im Jahr 1967 wurde P.W. Neale der Eigentümer. Dieser tauschte vermutlich den installierten Motor gegen einen anderen oder dies war bereits zuvor geschehen. Auf jeden Fall besaß P.W. Neale das originale Antriebsaggregat und behielt es in seinem Besitz als der Bentley spätestens im Jahr 1971 von dem Australier J.T. Jeffery übernommen wurde. Irgendwann im Laufe der 1960/1970er oder frühen 1980er Jahre wurde die jetzige Karosserie installiert. Sie ist eine Recreation der Vanden Plas Open Tourer Karosserie im „Le Mans“ Style nach dem Vorbild der von Henry Tim Birkin in Le Mans eingesetzten „Team Cars“. Zu dem attraktiven Look zählen unter anderem die „Birkin“-Helmkotflügel, der Benzintank und das Instrumentenbrett im Cockpit.

Anfang der 1980er kam der Bentley wieder nach Europa zurück. Im September 1982 wurde er über den Londoner Händler C.A.R. Howard im Magazin „MotorSport“ inseriert (siehe Abbildung nächste Seite) und trägt bereits die aktuelle Karosserie. Der nächste Eigentümer (Name bekannt) in Großbritannien hatte das große Glück, dass der frühere Besitzer Neale den behaltenen, originalen Motor 1984 zum Kauf offerierte. So wurde der Bentley antriebsseitig in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt – einschließlich des originalen Kompressors (Amherst Villers MK. IV Twin Rotor, System Roots). Etwa zehn Jahre später erlangte der besondere Blower wieder einmal Presse-Popularität, als er im Juli 1994 in einem ausführlichen Fahrbericht der britischen Sammlerzeitschrift „Popular Classics“ vorgestellt wurde.

Etwa 2011 übernahm ein Schweizer Sammler (Name bekannt) das Fahrzeug, der es schließlich 2013 an seinen aktuellen Eigentümer in Großbritannien veräußerte. Dieser investierte weiter in den hochwertigen Erhaltungszustand und so liegen für den Zeitraum 2014 bis 2018 Service- und Überholungs-Rechnungen über rund 75.000 GBP vor.

Neben dem originalen Motor und Kompressor verfügt dieser erste in Serie gebaute Blower auch über ein weitgehend originales nummerngleiches Rolling-Chassis mit Ausnahme der bereits genannten ausgetauschten Vorderachse von Bentley und des Schaltgetriebes. Das heute verbaute Getriebe mit Einscheibenkupplung entspricht dem Bentley-Typ „D“ mit Overdrive. Es stammt von einem später produzierten 4½ Litre „Blower“ und ist somit typgerecht.

Eine interessante Besonderheit in punkto Originalität ist die erste Karosserie von 1929, die auf der Olympia Motor Show montiert war. Sie existiert heute noch in gutem Zustand auf einem anderen Bentley Chassis. Da Auto und Eigentümer bekannt sind, bestünde eventuell die Option, diese Originalkarosserie zu erwerben und den Bentley in seinen Urzustand zurückzuversetzen. Dies wäre ohne großen Aufwand machbar und dürfte den Wert dieses „Blowers“ signifikant erhöhen.

Bentley zählt neben Bugatti und Mercedes Benz zu den ganz wenigen Marken, deren Kompressor aus dem Rennsport auch in Straßen-Fahrzeuge gelangte. Die Aura der frühen Motorsport-Ära fährt also stets mit und berechtigt solche Wagen für hochkarätige Concours und historische Renn-Events weltweit. Dieser erste Bentley 4½ Litre Blower, der nach den Werksrennwagen in Serie gebaut wurde, gehört sicherlich zu den originalsten Exemplaren, die weltweit noch existieren. Seine Rolle als „Prototyp“ macht ihn zusätzlich besonders, abgerundet durch die umfassende Dokumentation seiner Geschichte und technischen Details durch die Expertin Clare Hay.

Modellgeschichte

Der Bentley 4½ Litre kam 1927 auf den Markt und trat die Nachfolge des 3 Litre Models an. Von Bentley wurden wie damals üblich nur die Rolling Chassis (Fahrgestell mit Motor und Getriebe) angeboten und mit Aufbauten verschiedener Karosseriebauer versehen, darunter Vanden Plas, Mayfair, Mulliner und Park Ward. Der Motor des 4½ Litre wurde technisch vom 6½ Litre Sechszylinder abgeleitet, indem man zwei Zylinder entfernte. So entstand ein Reihen-Vierzylinder mit 4.398 ccm Hubraum, der mit vier Ventilen pro Zylinder sehr fortschrittlich konstruiert war. Er galt als sehr zuverlässig und belastbar, was eine wichtige Grundlage für die motorsportlichen Erfolge von Bentley war. Mit Siegen auf den wichtigsten Rennstrecken wie 1928 und 1929 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans förderte der 4½ Litre die Popularität und den Verkauf der Marke.

Ab 1929 war zudem ein leistungsgesteigertes Modell mit Kompressor erhältlich, das als „Blower“ bekannt wurde. Diese Variante geht zurück auf den Rennfahrer Sir Henry „Tim“ Birkin, einen der legendären „Bentley Boys“, der einen größeren Motor mit mehr Hubraum wegen des höheren Gewichts ablehnte. Stattdessen erwog er den Einsatz der damals neuen Kompressortechnik, wie Mercedes Benz sie im Rennsport erfolgreich verwendete. In Eigenregie und finanziert durch Sponsor Dorothy Paget baute er Anfang 1929 sein eigenes 4½ Litre Modell mit einem Roots-Kompressor um. Diese Idee wurde von W.O. Bentley nicht unterstützt, denn er folgte dem Prinzip: „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen. Außer durch mehr Hubraum.“ Trotzdem erhielt Birkin vom damaligen Firmen-Chef Woolf Barnato – auch ein „Bentley Boy“ – fünf 4½ Litre Modelle mit Kompressor, den Amherst Villiers entwickelt hatte. Für die Rennsport-Homologation in Le Mans wurden 50 weitere „Blower“-Fahrzeuge gefertigt. Die Birkin-Teamfahrzeuge und auch die Werks-Bentley mit Kompressor waren die leistungsstärksten britischen Sportwagen, die in Le Mans und Brooklands antraten. Durch den Einbau des Kompressors stieg die Leistung des 4.398 ccm großen Triebwerks von 110 auf 175 PS und als Top-Speed wurden rund 200 km/h erreicht.

Der Verkauf der Kompressor-Straßenfahrzeuge war jedoch alles andere als ein Erfolg: der Verbrauch war deutlich zu hoch. Zudem blieben größere Rennerfolge des „Blower“ aus. Außer der schnellsten Rennrunde bei den 24-Stunden von Le Mans 1930 und einem zweiten Platz beim Grand Prix von Frankreich in Pau im gleichen Jahr konnten sie nicht viel erreichen. So musste der Preis für die Straßenmodelle schließlich von ursprünglich 1.475 auf 1.150 GBP gesenkt werden, um die Bestände abzubauen. Heute gehören die 50 „Blower“ Werks-Bentley hingegen mit zu den extrem gesuchten und begehrten Vorkriegs-Sammlerfahrzeugen.